Zwischen Schuld, Angst und Selbstverrat: Warum wir uns selbst im Stich lassen

Zwischen Schuld, Angst und Selbstverrat: Warum wir uns selbst im Stich lassen

Shivani Vogt
von Shivani Vogt

Es gibt kaum etwas Schmerzlicheres, als sich verlassen zu fühlen. Doch was, wenn der Mensch, der uns im Stich lässt, wir selbst sind? Wenn wir uns anpassen, klein machen, zurücknehmen – obwohl etwas in uns nach Ausdruck, Schutz und Wahrhaftigkeit ruft? In diesem Artikel schauen wir hin, wie es zum Selbstverrat kommt, wie er sich zeigt – und wie du dich liebevoll und kraftvoll daraus befreien kannst.


1. Was ist Selbstverrat?

Selbstverrat bedeutet, gegen die eigene innere Wahrheit zu handeln. Vielleicht kennst du das Gefühl, etwas zu sagen oder zu tun, das sich im Inneren falsch anfühlt – nur um Konflikte zu vermeiden, geliebt zu werden oder nicht aufzufallen. Selbstverrat ist eine tiefe Form der Selbstverleugnung: Man lässt sich selbst im Stich, oft schon lange, bevor andere es tun könnten.

Was bedeutet Selbstverrat?

Selbstverrat ist nicht bloß ein Begriff – es ist ein inneres Erleben. Es meint den Moment, in dem du etwas tust oder unterlässt, das deiner inneren Wahrheit widerspricht. Du spürst vielleicht eine leise Rebellion in dir, aber sie wird übertönt von etwas in deinem Inneren. Du fügst dich, auch wenn etwas anderes in dir längst „Stop!“ schreit. Der Mechanismus, der dich vor einer Gefahr im Außen schützen möchte, führt zum Verlust von dir selbst.

Was heißt es, sich selbst im Stich zu lassen?

Sich selbst im Stich zu lassen bedeutet, nicht für sich einzustehen – besonders dann nicht, wenn es am dringendsten wäre. Es bedeutet, innere Impulse zu übergehen, Gefühle zu unterdrücken oder Entscheidungen gegen die eigenen Bedürfnisse zu treffen. Oft ist das nichtmal bewusst – aber meistens dennoch spürbar. Du sagst „nein“, obwohl du „ja“ sagen möchtest, erledigst Aufgaben, die du gar nicht erledigen möchtest, lässt dich auf Menschen ein, mit denen du gar nichts zu tun haben möchtest. Du bemerkst die Unstimmigkeit – kannst aber nichts dagegen tun.

Selbstverrat: Bedeutung in der Psychologie

In der Psychologie wird Selbstverrat häufig mit gelernten Anpassungsmustern in Verbindung gebracht. Besonders bei Menschen mit einer unsicheren Bindungserfahrung in der Kindheit finden sich diese Tendenzen wieder. Sie lernen früh, dass ihre eigenen Bedürfnisse nicht sicher erfüllt werden – und verleugnen sie schließlich. Die Muster haben sich tief im Nervensystem verankert.

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2. Die Wurzeln des Selbstverrats

Um Selbstverrat zu verstehen, müssen wir dorthin schauen, wo er beginnt: in der frühen Bindung, in erlernten Ängsten, im tiefen Wunsch nach Zugehörigkeit.

Im Stich gelassen fühlen: Psychologische Hintergründe

Wer als Kind erlebt, dass niemand zuverlässig da ist, wenn er Unterstützung braucht, entwickelt oft eine tiefe Grundüberzeugung: "Ich bin allein." Dieses Gefühl des Verlassenwerdens wirkt später als innerer Saboteur – weil man sich selbst ebenfalls keine Verlässlichkeit gibt.

Es entsteht dadurch, dass du als Kind Unmut erlebst oder andere Manipulationstechniken, wenn du deine Bedürfnisse äußerst. Um andere nicht zu belasten, unterdrückst du deine Bedürfnisse und Gefühle zugunsten der Harmonie mit anderen. Die Gramatik-Regel, die du lernst könnte lauten: „Wenn es mich nicht gibt, ist alles in Ordnung, dann ist Frieden, dann werde ich geliebt.“ Was für ein Paradox – erst wenn es einen nicht mehr gibt, wird man geliebt. Und das nicht deiner selbst wegen, sondern weil du kuschst, weil du brav bist, weil du dich anpasst.

Wieso lehne ich mich selbst ab?

Selbstablehnung ist meist nicht bewusst. Sie äußert sich nicht nur in abwertenden Gedanken, in dem Gefühl, nicht gut genug zu sein, und in destruktiven Verhaltensmustern. Oft übernehmen wir unbewusst nicht nur das Urteil anderer über uns. Nein, wir übernehmen vor allem die Erwartungen, die sie an uns hatten. Das Gaslighting, das wir erfahren, lassen wir dann uns selbst angedeihen.

Was bedeutet es, wenn man sich selbst schlecht macht?

Sich selbst schlecht zu machen, ist eine Strategie, um sich vermeintlich vor Ablehnung zu schützen: „Wenn ich mich zuerst kritisiere, tut es weniger weh, wenn es andere tun.“ Doch dieser Schutzmechanismus führt auf Dauer zu tiefem innerem Schmerz.

Warum mache ich mich selbst fertig?

Die innere Stimme, die uns fertig macht, hat meist eine alte Herkunft: Sie stammt von früheren Erfahrungen, in denen Kritik oder Ablehnung alltäglich waren. Heute läuft sie wie ein Autopilot – oft unbemerkt, aber mit massiver Wirkung. Dein Nervensystem ist so sehr gewohnt, im Kampf-Fluchtmodus zu sein, dass es gar keine andere Wahl, keine andere Möglichkeit kennt. Es hat auch gelernt, dass es diese Kampfenergie nicht nach außen zeigen darf – das wäre gefährlich und unerwünscht. Dann bleibt nur noch, die Impulse nach Innen zu richten – du machst dich selbst fertig aus Gewohnheit. Oft kommt noch die Überzeugung dazu, „es verdient zu haben“. Aber das stimmt nicht – du bist wertvoll. Und dein Nervensystem kann in den Beziehungsmodus wechseln, es kann aus dem Kampf-Fluchtmodus aussteigen, es kann liebevolles Verhalten zulassen. Du kannst und darfst dich selbst lieben.

Unterschied Feigheit und Angst: Warum wir uns nicht trauen, für uns einzustehen

Viele Menschen verwechseln Angst mit Feigheit. Doch Angst ist ein Schutzgefühl – keine Schwäche. Feigheit entsteht erst, wenn wir aus Angst heraus immer wieder unsere Integrität aufgeben. Wer versteht, dass Angst nur auf Bedürfnisse hinweist, kann anders mit ihr umgehen. Angst ist in Wahrheit ein Signal, das dir zeigt, wo du wachsen darfst, wo du Sicherheit brauchst. Feigheit hingegen hält sich in der Opferrolle, sie hält dich in einem Käfig, in den du ehemals eingesperrt wurdest. Dein Umfeld hat dich gegaslighted und du hast das Spiel weitergespielt. Ist das erst durchschaut, kannst du dich aus dem Käfig befreien. Deine Gitterstäbe heissen auch Scham und Schuld.


3. Sich selbst klein machen – ein stiller Verrat

Eine der sichtbarsten Formen von Selbstverrat ist, wenn Menschen sich selbst klein machen. Sie trauen sich nichts zu, reden sich ihre Erfolge klein oder stellen sich selbst infrage – selbst in Momenten, in denen sie eigentlich stolz sein könnten.

Warum macht man sich selbst klein?

Sich klein zu machen ist ein Selbstschutz. Wer gelernt hat, dass Größe oder Sichtbarkeit mit Ablehnung, Neid, Eifersucht oder Strafe verbunden ist, hält sich lieber zurück. Es scheint sicherer, nicht aufzufallen. Genauso ist ja Selbstverrat entstanden – als Reaktion auf die Manipulation von außen. Du schützt dich, indem du unsichtbar bleibst. Manche nennen das auch „Angst vor Ablehnung“.

Ich mache mich immer klein – was steckt dahinter?

Häufig steckt ein tiefer Mangel an Selbstwertgefühl dahinter. Die innere Überzeugung: „Ich bin nicht genug“ oder „Ich darf nicht zu viel sein.“ Dieses Denken kann aus familiären Prägungen oder gesellschaftlichen Rollenbildern stammen. Und es stammt eben aus der Erfahrung, dass auf dein „so sein“ mit Manipulation reagiert wurde – das ist bedrohlich.

Sich klein machen: Psychologische Erklärung

In der Psychologie wird das Sich-klein-Machen oft mit erlernter Hilflosigkeit oder internalisierter Scham in Verbindung gebracht. Es handelt sich um ein erlerntes Verhaltensmuster, das sich über viele Jahre gefestigt hat – und das oft erst durch Bewusstwerdung aufgelöst werden kann. Du lernst, dass deine Bedürfnisse störend sind – also unterdrückst du dich – oft bis zur Unkenntlichkeit deines inneren Selbstes.

Was bedeutet „sich klein machen“?

Es bedeutet, den eigenen Raum nicht einzunehmen. Auf Komplimente mit Abwertung zu reagieren. Erfolg zu relativieren. Sich selbst nicht ernst zu nehmen. Und sich von den eigenen Wünschen abzuschneiden. Es bedeutet auch, dass du spürst was du brauchst, das mit den Bedürfnissen der anderen abgleichst und daraus schließt, dass deine nicht so wichtig oder angebracht sind, denn „die anderen kommen ja auch damit klar“. Im Urlaub ist dir ein Zimmer zu laut und weil die anderen das nicht so empfinden, hältst du es lieber aus – denn die anderen sind ja normal und können das auch. Du negierst deine Bedürfnisse, du machst dich klein – zugunsten der anderen. Dabei hatten sie das gar nicht von dir erwartet – ein alter Mechanismus aus der Vergangenheit ist am Wirken und hält dich gefangen, hält dich klein.

Sich kleiner machen, als man ist: Folgen für Selbstbild und Beziehungen

Wer sich klein macht, verliert nicht nur den Kontakt zur eigenen Kraft, sondern sendet auch Signale an sein Umfeld: „Ich bin nicht wichtig.“ Das beeinflusst, wie andere uns behandeln – in Partnerschaften, Freundschaften und im Beruf. Andere reagieren gar nicht darauf wie du bist – sondern auf das Spiegelbild, das du konstruierst aus der Vergangenheit. Du wirst nicht gesehen, wirst immer trauriger. Du wirst behandelt, als wärst du nichts wert – was deine inneren Überzeugungen noch stärker macht.


4. Selbstsabotage und Selbsthass

Wenn der Selbstverrat weitergeht, zeigen sich oft deutlichere Symptome: Das Gefühl, sich ständig selbst im Weg zu stehen, wichtige Schritte nicht zu schaffen, sich selbst zu sabotieren – oder gar sich selbst zu hassen.

Was steckt hinter Selbstsabotage?

Selbstsabotage entsteht aus einem inneren Widerspruch: Ein Teil von uns möchte wachsen, während ein anderer Teil Angst vor den Konsequenzen hat. Meist geht es nicht um den Erfolg selbst – sondern um das, was er bedeuten würde: Sichtbarkeit, Verantwortung, Veränderung – oder schlicht das Gefühl geliebt zu werden und wahrhaft zu lieben.

Dich selbst zu sabotieren – Tätigkeiten aufzuschieben, nicht auf die Nachrichten des Liebsten zu reagieren, dich nicht zu lösen aus schlechten Verbindungen – ist kein Mangel an Können. Du weisst genau wie es geht. Dein Unterbewusstsein bringt dich dazu, das Risiko von Wachstum zu minimieren. Du sabotierst dich, weil dein Unterbewusstsein dich immer noch vor der Bedrohlichkeit der Vergangenheit schützt. Das Vertraute ist schlicht stärker als das tief Ersehnte, Verheißungsvolle. Bisher warst du ein Sklave, ein Gefangener deiner Vergangenheit.

Warum sabotiert man sich selbst?

Die Ursachen von Sabotage liegen immer im Ubewussten – seltenst geschieht Sabotage aktiv und bewusst. Weil der Preis der Veränderung unbewusst als zu hoch empfunden wird. Weil der alte Schmerz, sich selbst treu zu sein, noch stärker wirkt als der Wunsch nach Freiheit. Somit ist Selbstverrat ein inneres Gefängnis, das eine vermeintliche Sicherheit bietet. Aber eben auch eine tiefe Traurigkeit, einen Käfig aus Schuld und Scham. Gemeinsam mit der Erfahrung, bisher nicht fähig gewesen zu sein, es zu ändern kann es sogar zu einer depressiven Verstimmung und in vielen Fällen sogar zu einer starken Depression werden.

Was kann man gegen Selbstsabotage tun?

Der Weg heraus aus Selbstverrat und Selbstsabotage ist wie jede Veränderung, wie jede Transformation. Der erste Schritt ist, das Muster zu erkennen – ohne Verurteilung. Du kannst es innerlich leise oder laut ausrufen: „Da ist es wieder, das Muster, da ist er wieder, der Saboteuer, da ist er wieder, der Dieb meiner Selbst!“

Dann gilt es, die dahinterliegenden Ängste und Schutzmechanismen zu verstehen und neue, unterstützende innere Haltungen aufzubauen. Auch das Erkennen des "inneren Kritikers" ist dabei zentral. Wenn das wahre innere Selbst genügend Sicherheit und Vertrauen entgegen kommt – von einem Therapeuten oder dir selbst – dann beginnt es sich wieder zu zeigen.

Selbsthass: Psychologie und Symptome

Selbsthass ist ein tiefgreifendes seelisches Erleben, das sich schleichend in viele Lebensbereiche einschleichen kann. In der psychologischen Arbeit zeigt sich, dass Menschen mit starkem Selbsthass oft sehr hohe Ansprüche an sich selbst haben, aber gleichzeitig tief im Inneren überzeugt sind, diesen nie gerecht werden zu können. Daraus entsteht ein Kreislauf aus Selbstabwertung, Scham, Schuld und Rückzug.

Die Symptome sind vielschichtig: Auf der körperlichen Ebene können sich Verspannungen, chronische Schmerzen oder Verdauungsprobleme zeigen – typische Anzeichen psychosomatischer Beschwerden. Emotional zeigt sich Selbsthass in ständiger Unzufriedenheit mit sich selbst, Reizbarkeit, tiefer Traurigkeit oder sogar Gleichgültigkeit gegenüber dem eigenen Leben. Manche Menschen erleben sich innerlich wie gelähmt, leer oder abgeschnitten. Sie vermeiden Spiegel, können Komplimente nicht annehmen oder führen innere Monologe voller Härte und Abwertung. Diese ständige Ablehnung des eigenen Selbst schwächt nicht nur das psychische Immunsystem, sondern auch die Verbindung zum eigenen Körper und zu anderen Menschen.

Selbsthass ist aber nichts anderes als ein erlerntes Programm. Du kannst es überwinden, indem genügend Sicherheit und Vertrauen aufgebaut wird, damit sich dein wahres Selbst zweigen kann. Selbsthass ist immer nur ein Überlebensmechanismus – du bist es gar nicht selbst, der dich hasst. Es ist nur ein Programm.

Selbsthass Test – Hinweise auf innere Ablehnung

Stell dir selbst folgende Fragen:

  • Wie sprichst du innerlich mit dir?
  • Wie gehst du mit Fehlern um?
  • Kannst du dich selbst trösten?

Wenn du merkst, dass deine Antworten von Härte geprägt sind, könnte das auf unbewusste Selbstablehnung hinweisen.


5. Wenn wir uns selbst im Weg stehen

Viele Menschen spüren irgendwann: Ich bin es selbst, der mich blockiert. Doch das zu erkennen, braucht Mut – und Mitgefühl. Denn niemand entscheidet sich freiwillig gegen sich selbst. Es ist ein Schutz, der irgendwann Sinn gemacht hat – heute aber oft nicht mehr dient.

Was kann man tun, wenn man sich selbst im Weg steht?

Der erste Schritt ist, wahrzunehmen, wann und wie du dich selbst blockierst. Oft sind es die kleinen Momente: Du meldest dich nicht für das Seminar an, das dich eigentlich ruft. Du sagst Ja, obwohl du Nein meinst. Je klarer du erkennst, wie sich das Muster zeigt, desto besser kannst du es unterbrechen. Trainiere die Wahrnehmung der Muster und vor allem deine innere „Fürsprecherin, deinen inneren Fürsprecher“.

Sich selbst im Weg stehen – Psychologie und Muster

Psychologisch betrachtet ist das Sich-selbst-im-Weg-Stehen häufig mit inneren Konflikten verknüpft: Der Wunsch nach Wachstum trifft auf alte Überzeugungen wie "Ich bin es nicht wert" oder "Ich werde sowieso scheitern" und auf Überlebensmuster – Kampf-und Fluchtstrategien. Diese inneren Gegenspieler brauchen Aufmerksamkeit und Mitgefühl. Fachlich nennt es die Psychologie einen Annährungs-Vermeidungs-Konflikt.

Warum stehen sich Menschen selbst im Weg?

Weil sie Angst haben, das Alte loszulassen, obwohl es sie schmerzt. Weil das Neue ungewohnt ist – und damit beängstigend. Weil sie sich selbst nicht zutrauen, dass sie das Leben gestalten dürfen, das sie sich wünschen. Weil sie es schlicht gewohnt sind. Das Unterbewusstsein bringt dich dazu, Veränderungen zu vermeiden – ein reiner Schutzmechanismus.

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Sich selbst im Weg stehen in der Beziehung

In Beziehungen zeigt sich dieses Muster besonders deutlich. Wer sich selbst nicht achtet, zieht oft Partner an, die genau das nützen, die genau daraus ihren Selbstwert ziehen. Sie spiegeln dich. Der eine kommt sich machtvoll vor, weil er „unterbewusst“ Macht über dich hat und du hast jemanden im Außen, der dich „führt“. Genaugenommen ist da jemand, der dein schlafendes Selbst ersetzt. Wahre Liebe und wahre Nähe wird unterbewusst sabotiert – weil das die alte Angst triggern würde. Da ist es wieder, das Gefängnis aus Schuld, Scham und tiefer Traurigkeit.

Ich kenne das alles nur zu gut. Bei mir wurde das Muster durch meinen Vater angelegt, der mit in seiner Opferrolle „verkauft“ hat, dass etwas „ganz schlimmes“ passieren würde, wenn ich eigene Bedürfnisse hätte. Tatsächlich hätte er sich „nur“ alleine gefühlt – so wie er es aus seiner Kindheit kannte. Keiner stand da und sagte: „So arm wie er tut ist er gar nicht, er kann sich Hilfe holen und du brauchst deine Bedürfnisse seinetwegen nicht zu unterdrücken.“ Als ich es mir zum ersten Mal zugestanden habe, das zuzulassen, hat es mir eine Panikattacke beschert – so tief saß die Angst vor den Konsequenzen.

In Beziehungen kommt dann noch hinzu, dass es die Tendenz gibt, gar nicht wirklich bei sich zu schauen – sondern die „Schuld“ beim anderen zu suchen. Das ist ein weiterer Gitterstab aus dem Käfig – denn du kannst die anderen nicht ändern. Was einzig hilft ist, bei dir selbst zu schauen. Dabei wäre es ja so leicht, wenn die / der andere sich endlich ändern würde.


6. Wege aus der inneren Selbstverleugnung

Der Weg aus dem Selbstverrat beginnt nicht mit Leistung – sondern mit Annahme. Dabei hast du dich sicher schon viel angestrengt – meistens vergeblich. Es braucht einen inneren Richtungswechsel: raus aus dem "Was stimmt nicht mit mir?" hinein in die Frage: "Was stimmt hier nicht und was braucht das Verlorene in mir, um wieder aufzutauchen? Wo ist die Sicherheit und wo ist das Vertrauen, das meinem wahren Selbst den Boden bereitet, sich zu zeigen?"

Wie kann ich Wertlosigkeit überwinden?

Indem du erkennst, dass dein Wert nicht an Leistung, Anpassung oder Anerkennung gebunden ist. Du bist wertvoll, weil du bist. Diese innere Wahrheit zu verkörpern braucht Zeit, aber sie ist der Schlüssel zu einem neuen Selbstbild. Du brauchst dich nicht weiter innerlich zu verbergen, zu schützen – du darfst dich zeigen. Du bist sicher, du darfst sein.

Was hilft gegen Selbstverrat?

Sanfte Achtsamkeit. Ehrliche Innenschau. Mut, neue Entscheidungen zu treffen. Und liebevolle Begleitung – durch Menschen, die dich nicht verändern wollen, sondern dich erinnern an das, was in dir schon immer wahr war.

Das Wichtigste, das dir hilft ist, dein Nervensystem zu verstehen. Wenn du verstehst, dass dein inneres Selbst sich zurück gezogen hat, weil es durch die Manipulationsversuche im Außen bedroht war – dann verstehst du auch, dass es Sicherheit und Vertrauen braucht, damit es sich wieder traut, sich zu zeigen.

Erste Schritte zur Selbstachtung

Beginne damit, dir selbst zuzuhören. Nimm wahr, was du brauchst – und was du dir bisher versagt hast. Vielleicht ist es Ruhe. Vielleicht ein klares Nein. Vielleicht das Ja zu dir selbst. Und wenn du die Zusammenhänge verstehst, dann kann sich vielleicht auch die Verzweiflung legen, die du bisher gespürt hast, weil es dir nicht möglich war, das innere Gefängnis zu verlassen – obwohl du es dir so sehr gewünscht hattest.

Warum es Mut braucht, sich selbst nicht länger zu verraten

Weil du damit alte Dynamiken verlässt. Du wirst vielleicht anecken, enttäuschen oder infrage gestellt werden. Du wirst Mauern und Schichten von Schuld, Scham und Trauer durchtauchen, durchfühlen. Es wird unangenehm werden. Es ist ein Transformationsprozeß, den auch ein Schmetterling erlebt, wenn er den Mut hat, sich als Raupe einzuspinnen, sich ganz aufzulösen, aus der sicheren Verpuppung herauszusprengen, die noch unentfalteten Flügel aufzuspannen, sie trocknen zu lassen und schließlich zu fliegen. Eine Zeit der Ungewissheit, der Veränderung, der Verletzlichkeit. Aber du gewinnst etwas Unschätzbares zurück: dich selbst.

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Selbstverleugnung überwinden – sich selbst treu bleiben

Treu zu sein heißt nicht stur zu sein – sondern innerlich verbunden. Es heißt, den eigenen Raum wieder einzunehmen und aus der Opferhaltung auszusteigen. Du darfst aufhören, dich selbst zu verlieren. Du darfst damit beginnen, dich selbst zu halten. Wir wissen ja oft, wie es sein könnte wenn ein Partner uns auf Händen trägt. Ein Mensch, der unsere Bedürfnisse kennt und uns hilft, diese zu erfüllen. Und genau das machst du jetzt selbst – du hältst dich selbst, spürst deine Gefühle und Bedürfnisse und gehst dafür. Du bist dir treu.

Innere Kritik loswerden

Der innere Kritiker wird nicht verstummen, indem du ihn bekämpfst. Aber du kannst lernen, ihm zuzuhören, ohne ihm zu glauben. Und nach und nach eine neue, mitfühlende Stimme in dir stärken – die dir wohlgesonnen ist. Mache aus dem inneren Schweinehund einen Schlittenhund. Lerne, wie ihr ein Team werdet und du die Führung übernimmst.


Selbstverrat und Selbstsabotage: Wenn du dich erkannt hast…

Wenn du beim Lesen gespürt hast: „Das bin ich!“, dann ist das kein Urteil – sondern ein erster Lichtstrahl. Selbstverrat ist nicht dein Wesen. Es ist ein Muster, das du gelernt hast – und das du verlernen kannst. Es war ein Überlebensmechanismus. Wenn die Gefahr vorbei ist (in dem Fall braucht eine Lösung erstmal noch den Schritt, diese zu beenden), dann ist die Lösung schon ganz nah.

Ich begleite Menschen wie dich auf dem Weg zurück zur Selbstachtung und Lebendigkeit. In einem geschützten Rahmen erkunden wir gemeinsam, was du brauchst, um dich nicht länger klein zu machen – sondern innerlich aufzurichten und deine Bestimmung zu leben.

Möchtest du dich selbst wieder spüren?

Dann lade ich dich ein zu einem kostenlosen Orientierungsgespräch. Hier findest du den Raum, um das, was sich zeigt, liebevoll und klar zu betrachten – und dich für neue Schritte zu öffnen. Lass uns über deine Situation sprechen.

Shivani Vogt
Shivani Vogt
Ich bin Diplompsychologin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. In meinen Texten verbinde ich fachliche Tiefe mit einer klaren Sprache – damit du das, was innerlich wirkt, auch verstanden kannst. Manche Blogbeiträge entstehen in Zusammenarbeit mit ChatGPT – als Werkzeug, das mir hilft, Gedanken zu sortieren, Strukturen zu finden oder Formulierungen zu schärfen. Die Inhalte selbst basieren auf meiner eigenen Erfahrung und Verantwortung. Wenn du das Gefühl hast, dass dich meine Texte wirklich erreichen, dann lass uns sprechen und hole dir einen Termin mit mir.

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